Inflation und Klimawandel: Horrende Preise an deutschen Küsten

Inflation und Klimawandel: Horrende Preise an deutschen Küsten
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Spätestens seit der Coronapandemie erlebte Urlaub in Deutschland einen regelrechten Boom. Ein Blick auf den diesjährigen Sommer verrät, dass der Klimawandel sowie die Inflation die Reiseentscheidung vieler Urlauber maßgeblich beeinflussen.

Heiß begehrte Reiseziele

Aktuelle Statistiken zeigen auf, wie teuer und dennoch begehrt die Nord- und Ostsee im Moment tatsächlich ist. Zwar hat sich der Anteil an Flügen laut einer Analyse des Fluggastrechteportals „Airhelp“ seit 2019 zwar deutlich verringert. Doch im Gegenzug erhöhte sich der Anteil der Flüge, die von Deutschland aus nach Norddeutschland gebucht wurden.

Für das Jahr 2019 registrierte das Portal insgesamt 851.450 Fluggäste, die im Mai, Juni oder Juli Flugziele Sylt, Heringsdorf oder Rostock avisierten.

Im Jahr 2023 waren es zwar nur noch 429.8000 Flugziele. Dennoch verzeichnete die Gesamtanzahl der Flüge einen Anstieg von 11,37 Prozent auf 12,28 Prozent. Die allgemeinen Daten legen nahe, dass der Anteil deutscher Passagiere, die Reisen nach Nordeuropa unternehmen, leicht gestiegen ist. Im Vergleich zur Gesamtheit der europäischen Touristen stellen Reisende in Nordeuropa dennoch einen vergleichsweise kleinen Anteil dar.

Deutsche Küsten sind heiß begehrte Reiseziele
Aktuelle Statistiken zeigen auf, wie teuer und dennoch begehrt die Nord- und Ostsee im Moment tatsächlich ist | Bild: © pia-pictures #501292379 stock.adobe.com

Die skandinavischen Länder sind sehr beliebt

Darüber hinaus ging der Reiseanbieter Holidu der Frage nach, ob und wie sich Suchanfragen für Reisen nach Nordeuropa seit 2019 verändert haben. Diese Daten bestätigen ebenfalls, dass Reiseziele wie Schweden, Dänemark und Norwegen immer beliebter werden. In den letzten Jahren verzeichneten Norwegen eine Steigerung von insgesamt 39 Prozent und Schweden eine Steigerung von 58 Prozent bei den Suchanfragen. Zusätzlich lassen sich in Deutschland weitere Entwicklungen beobachten.

Seit 2019 verzeichneten Buchungen für das Östliche Hügelland in Schleswig-Holstein eine Zunahme von 13 Prozent, während Buchungen für das Alte Land in Niedersachsen um 29 Prozent gestiegen sind.

Eine Auswertung von Buchungen für die Jahre 2022 und 2023 zeigt auf, dass in Cuxhaven und Dithmarschen in dem Zeitraum insgesamt 15 Prozent mehr Buchungen erfolgten. Für die Ostfriesischen Inseln erhöhten sich die Buchungen um 60 Prozent.

Hoher Andrang an deutschen Nord- und Ostseeküsten

Informationen der Buchungsplattform „booking.com“ geben darüber Aufschluss, welche Reiseziele an der Nord- und Ostsee besonders beliebt sind. Auf dem ersten und zweiten Platz rangieren zwar ausländische Ziele. Doch auf den Folgeplätzen reiht sich der Timmendorfer Strand auf Platz 3 ein, dicht gefolgt vom Timmendorfer Strand und Norderney. Beliebte Reiseziele wie Cuxhaven, Kühlungsborn, Rostock oder Binz stehen ebenfalls ganz oben auf der Liste der am häufigsten gesuchten Orte in der Nord- und Ostseeregion.
Für diese Analyse wurde das Suchverhalten deutscher Touristen zwischen Mitte Juni und Anfang Juli 2023 in Verbindung mit den Check-in-Daten von Anfang Juli bis Ende August 2023 sorgfältig überprüft. Im Rahmen einer Gesamtauflistung der weltweit am häufigsten von deutschen Urlaubern gesuchten Reiseziele wurden insbesondere Ortschaften an der Nord- und Ostsee genauer betrachtet.

Hoher Andrang an deutschen Nord- und Ostseeküsten
Hoher Andrang an deutschen Nord- und Ostseeküsten | Bild: © bluedesign #88433783 stock.adobe.com

Sehnsucht nach Reiseziele mit „Abkühleffekt“

Den Trend zu einer steigenden Nachfrage für Nordeuropa bestätigt auch Carlo Speth. Der Reiseexperte der „Urlaubspiraten“ registriert den Trend insbesondere dann, wenn die Temperaturen in Südeuropa deutlich ansteigen. Während wärmerer Zeiträume erhöht sich parallel dazu das Interesse an Reisezielen, die ihren Besuchern die Möglichkeit bieten, sich abzukühlen.

Unter diesen Umständen steigt nicht nur Nordeuropa in der Gunst vieler Weltenbummler.

Parallel entscheiden sich immer mehr Reisende für einen Urlaub in ländlichen Regionen.

Idealerweise die Reise außerhalb der Hauptsaison antreten

Der Preis spielt für Buchungen ebenfalls eine zunehmend wichtige Rolle. Falls möglich, weichen die meisten Reisenden lieber auf die Nebensaison aus. Dennoch sind die Nord- und Ostseestrände auch zur Hauptsaison häufig überfüllt – trotz der vergleichsweise hohen Preise. Diese Preisentwicklung bestätigen Daten des Reiseanbieters „Holidu“, denen zufolge sich Preise für den Zeitraum von Mai bis Juli an der deutschen Nord- und Ostsee von 2019 bis heute um durchschnittlich 32,86 Prozent erhöht haben.

Am deutlichsten macht sich Preissteigerung auf Wangerooge bemerkbar. Kostete eine Übernachtung auf der Insel vor vier Jahren noch durchschnittlich 119 Euro, liegt der Mittelwert inzwischen bei 197 Euro. Die Preise haben sich dementsprechend um 66 Prozent erhöht. Ein ähnlicher Trend zeichnet sich in der Höhwacher Bucht in Schleswig-Holstein ab. In dieser Reiseregion haben sich die Preise im gleichen Zeitraum um etwa 60 Prozent von 114 Euro auf 182 Euro pro Nacht erhöht.

Idealerweise die Reise außerhalb der Hauptsaison antreten
Idealerweise die Reise außerhalb der Hauptsaison antreten | Bild: © TIMDAVIDCOLLECTION #52531193 stock.adobe.com

Übernachtungen auf Ostseeinseln um ein Drittel teurer

Auf mehreren Nord- und Ostseeinseln entwickelten sich vergleichbare Preissteigerungen. Auf Ostseeinseln verteuerten sich Übernachtungen um durchschnittlich 36,7 Prozent, auf Nordseeinseln um 35,2 Prozent.

Bei absoluten Preisen bietet die Nordsee dennoch wesentlich deutlicher zur Kasse.

Während eine Übernachtung in der Nordsee durchschnittlich 215 Euro kostet, werden auf Inseln der Ostsee im Mittel „nur“ 149 Euro fällig.

Die Halligen zum Schnäppchenpreis

Relativ geringe Preissteigerungen wurden auf den Halligen in der Nordsee mit etwa elf Prozent mehr verzeichnet. Am teuersten ist eine Übernachtung auf Juist mit 248 Euro. Daran schließt sich Langeoog mit 234 Euro pro Nacht an. Zudem müssen Reisende für Übernachtungen auf Helgoland mit 215 Euro und Spiekeroog mit 216 Euro relativ tief in die Tasche greifen. Relativ günstig ist es hingegen an der Nordseeküste von Schleswig-Holstein mit durchschnittlich 84 Euro.
Übernachtungen am Nord-Ostsee-Kanal kosten in etwa 100 Euro pro Nacht. Einige Euros teurer ist es im Alten Land bei Stade mit durchschnittlich 106 Euro, in Dithmarschen mit 108 Euro oder in Ostfriesland mit 114 Euro je Nacht.

Die Halligen zum Schnäppchenpreis
Die Halligen zum Schnäppchenpreis | Bild: © Rico Ködder #496496717 stock.adobe.com

Reisen an die Atlantikküste

Diese Geheimtipps sind nicht nur relativ günstig, sondern zumeist auch nicht überlaufen. Sind die Temperaturen im Inland zu heiß, sollten sich Reisende generell für weniger hitzige Reiseziele entscheiden. Denn auch zur Sommerzeit versprechen Destinationen wie die Normandie, die Bretagne oder Regionen an der Atlantikküste Portugals oder Nordspaniens die nötige Abkühlung.

Klassische Alpenländer oder ländliche Regionen Österreichs, Norditaliens oder Sloweniens eignen sich ebenfalls perfekt für einen weniger schweißtreibenden Aufenthalt.

Vor allem in Slowenien ist der Massentourismus noch nicht weit verbreitet.

Urlaub in Nordeuropa

Wer eine Reise in nördliche Gefilde plant, kommt in Schottland, Irland, England oder Wales auf seine Kosten. Eine günstige Alternative zur deutschen Nord- und Ostsee ist die polnische Ostseeküste. Vor Ort gibt es oftmals relativ günstige Hotels. Reiseziele wie die Niederlande oder Dänemark locken mit schönen Ferienparks und Ferienhäusern.