Von „übertriebenem Tourismus“ oder „Overtourism“ ist die Rede, wenn ursprünglich beliebte Reiseziele aufgrund ihrer hohen Popularität immer unbeliebter werden. Dieser „Overtourism“ stellt sich ein, wenn zu viele Reisende einen bestimmten Ort zur gleichen Zeit aufsuchen.
Angepasste Infrastruktur
Der übermäßige Fremdenverkehr mündet in betroffenen Städten und Gemeinden nicht nur in steigenden Mieten. Zudem sind deren Innenstädte gefordert, sich den Anforderungen von Touristen in Bezug auf die Infrastruktur anzupassen.
Traurig, aber wahr: Auch in Europa gibt es mehrere Destinationen, in denen die Folgen des Massentourismus deutlich spürbar sind.
Erstes Reiseziel: Venedig
Die an der Adriaküste gelegene Lagunenstadt zieht Urlauber seit jeher magisch an. Heute ist die malerische Stadt durch den Massentourismus bedroht. Bereits vor der Corona-Pandemie litt die Lagunenstadt unter Dutzenden an Kreuzfahrtschiffen, die am Vormittag ihre Anker werfen und die Stadt bis in die späten Abendstunden mit Besuchern fluteten. Um den Ansturm zu regulieren, plant Venedig ab 2023 ein Eintrittsgeld für Touristen.
Auf einem Stadtbummel ist es kaum noch möglich, die Stadt von ihrer authentischen Seite zu entdecken. Zudem sind die Mieten mittlerweile so hoch, dass die meisten Venezianer mittlerweile auf dem Festland im Stadtteil Mestre leben.
Zweites Reiseziel: Amalfi-Küste
Die Region um den Küstenort Amalfi erfreut sich bei Weltenbummlern ebenfalls großer Beliebtheit. Steile Küstenhänge gehen nahtlos in kleine Städtchen wie Amalfi oder Positano über. Schmale und verwinkelte Gassen laden Reisende dazu ein, liebliche Terrassengärten mit Zitronenbäumen oder Zypressen zu erobern. Gourmets wissen die geschmacklichen Vorzüge des Limoncello zu schätzen, einem aus Zitronen gewonnenen Likör.
Zudem führt die berühmte Küstenstraße Amalfitana in die Region. Wer die Urlaubsregion im Sommer erobern möchte, muss deshalb mit kilometerlangen Staus auf der Straße rechnen. Deshalb schrieb die Straßenverwaltung ANAS im Jahr 2022 bereits bestimmte Regeln zur Eindämmung des Verkehrs vor.
Drittes Reiseziel: Barcelona
Die an der Costa Brava gelegene Stadt ist ein international beliebtes Reiseziel, das seit langer Zeit mit stetig wachsenden Besucherzahlen hadert. Dieser Situation möchten die Behörden nunmehr entgegensteuern, indem sie Tagestouristen strenge Richtlinien auferlegen. Beispielsweise waren in der Hauptsaison 2022 nur geführte Reisegruppen von maximal 30 Personen gestattet. Wollten Gruppen die beliebten Gassen von Vella erobern, durfte die Anzahl an Reisenden nicht mehr als 15 Personen einschließen.
Zugleich galt die Regel, die Reisegruppen mithilfe eines Einbahnstraßensystems durch die Gassen zu lotsen. Wer gegen diese Vorgabe verstieß, musste eine Strafe von maximal 3.000 Euro bezahlen. Für dieses Jahr stellte die Tourismusverwaltung von Barcelona einen speziellen Reiseguide vor.
Viertes Reiseziel: Amsterdam
Wer einen Kurztrip plant, erobert mit Amsterdam eines der beliebtesten Reiseziele aus ganz Europa. Zusätzlich zum Rijks- und Van Gogh-Museum zieht das Rotlichtviertel De Wallen Besucher magisch an. Viele Reisende sind zudem von der liberalen Drogenpolitik der Niederlande angetan. Zudem ist die Hafenstadt dafür prädestiniert, um Amsterdam mit dem Kreuzfahrtschiff zu erreichen.
Ab Mai 2023 ist außerdem das Kiffen auf offener Straße untersagt. Energisch bemüht sich die Stadtverwaltung außerdem darum, Sex- und Drogentourismus sowie Junggesellenabschied zu unterbinden. Deshalb werden für das Rotlichtviertel De Wallen zeitigere Schließzeiten eingeführt. Generell möchte die Stadt Amsterdam keine Bemühungen unversucht lassen, um dem Partytourismus sowie dadurch erzeugten Lärm den Kampf anzusagen.
Fünftes Reiseziel: Dubrovnik
Die Heimat von rund 42.000 Einwohnern zieht Menschen aus allen Himmelsrichtungen magisch an. Was vor einigen Jahren noch als Geheimtipp galt, ist mittlerweile ein beliebtes Urlaubsziel – unter anderem deshalb, weil in Dubrovnik die erfolgreiche HBO-Serie „Game of Thrones“ gedreht wurde. Insbesondere in der Hauptsaison ist die Altstadt mit Touristen überfüllt.
Für diesen Zweck forcierte die Stadtverwaltung in jüngster Vergangenheit ein Leitsystem aus Schildern. Erschwerend kommt hinzu, dass immer mehr Kreuzfahrtschiffe in Dubrovnik Halt machen. Wer Dubrovnik fernab größerer Touristenströme bewundern möchte, sollte im Herbst oder Winter vorbeischauen. Zu diesen Jahreszeiten sind die Straßen relativ leer. Dennoch ließen viele ehemalige Hauptstadtbewohner ihre alte Heimat bereits hinter sich, trotz durch die Stadt angebotener Steuervergünstigungen.
Sechstes Reiseziel: Santorini
Beim Anblick weiß getünchter Häuser mit blauen Kuppeln an zerklüfteten Steilküsten werden Erinnerungen an die letzte Griechenland Reise wach. Das bilderbuchschöne Panorama der Inselgruppe Santorini ist längst zum Sinnbild für den Urlaub in Griechenland avanciert. Entsprechend beliebt ist die Destination, deren Infrastruktur bestens für den Massentourismus geeignet ist. Die Hauptinsel Thira besitzt sogar einen eigenen Fähr- und Flughafen.
Doch im griechischen Kultur- und Reisemagazin „Greece is“ finden die Touristenströme mittlerweile deutlich weniger Anklang.
Ruhige Reiseziele als Alternative
Wer dem touristischen Trubel entgehen möchte und stattdessen eine ruhigere Alternative sucht, kommt im Urlaub in Europa natürlich ebenfalls auf seine Kosten. Eine malerische Alternative für Venedig ist die Kulturlandschaft des Veneto. Der nördlich von Rom gelegene Lago de Bolsena liegt nördlich der italienischen Hauptstadt und ist nicht minder reizvoll. Fernab größerer Städte und beliebter Reiseziele laden ebenso malerische Sehnsuchtsziele zum Verweilen ein, die besonders gut mit dem Auto oder Zug erreichbar sind.