Reisekataloge – Kundenmagnet oder Schnee von gestern?

Reisekataloge – Kundenmagnet oder Schnee von gestern?

Trotz der Reise-Krise möchten viele Veranstalter auch zukünftig nicht auf Reisekataloge verzichten. Doch werden die Broschüren zukünftig überhaupt noch benötigt?

Digitale Präsentationen und Kataloge ergänzen sich

In den Augen von Andreas Rüttgers – dem Touristik-Leiter von Schauinsland Reisen – gibt es zum Thema Kataloge einen ganz klaren Standpunkt. Er verbindet Reisekataloge mit seiner Kindheit und Erinnerungen an alte Zeiten.
Dennoch betont der Reiseexperte, dass sich der Anteil an Reisekatalogen in den vergangenen Jahren stets verringert hat. Schließlich gehen immer mehr Kunden dazu über, die Angebote direkt im World Wide Web zu prüfen. Allerdings ist es seiner Meinung nach dringend notwendig, dass sich digitale Offerten und Kataloge sinnvoll ergänzen. Eine Entweder-Oder-Regelung ist nicht notwendig. Dennoch verzichtet der Reiseveranstalter mittlerweile darauf, Preislisten in den Katalogen anzugeben. Stattdessen sind im Internet angezeigte Preise immer auf dem neuesten Stand.

Digitale Präsentationen und Kataloge ergänzen sich
Digitale Präsentationen und Kataloge ergänzen sich

Übersichtliche Darstellungen in Katalogen

Ein Katalog bietet den Vorteil, dass die Darstellungen in den Broschüren übersichtlicher sind und Hotels in all ihrer Schönheit präsentieren.Fotos unterschiedlicher Hotels gleichen sich zwar häufig. Aber dennoch ist deren visuelle Präsentation nach wie vor essenziell. Gäste möchten sich auch heute noch vorstellen, wie die Zimmer gestaltet sind und wie sie von den Räumlichkeiten zum Pool gelangen. Wer noch mehr Informationen als den Zimmerausblick und Daten über das Restaurant und den Swimmingpool wünscht, darf im Internet auf interaktive Präsentationen hoffen.

FTI entscheidet sich zukünftig gegen Kataloge

Im Gegensatz zu Schauinsland Reisen hat FTI eine klare Antwort auf die Frage, ob die Wahl zukünftig auf Kataloge oder digitale Darstellungen fällt. Dieses Reiseunternehmen wird zukünftig überhaupt keine Reisekataloge mehr drucken.Pro Saison bearbeitete der Reisekonzern bislang stets 1,6 Milliarden Katalogseiten. Diese Zeiten sind nun vorbei. Als ausschlaggebenden Grund für diese Entscheidung gibt Marketing-Leiter Thomas Schmidt die beschleunigte Digitalisierung an, die sich durch die Corona-Krise noch verstärkt hat.

Stattdessen setzt FTI zukünftig auf digitale Kataloge. Auf der einen Seite erscheinen die Kataloge als PDF. Zudem offeriert der Konzern ein neues eMag, das die Vorzüge von Magazinen und Katalogen vereint. Damit Kunden nicht komplett auf haptische Erzeugnisse verzichten müssen, publiziert FTI einmal pro Quartal einen Katalog, der alle Ziele weltweit aufzeigt.

Kleine Anbieter setzen auf Kataloge

Im Gegensatz dazu setzt der Münchner Studienreiseanbieter Studiosus auch zukünftig auf Reisekataloge.Der Reiseveranstalter verweist auf seine printaffine Kundschaft, die als Zeitungsleser auch die Vorzüge von Katalogen zu schätzen wissen. Generell ist es für kleine Reiseveranstalter besonders wichtig, ihre Offerten auch zukünftig im Reisebüro zu präsentieren.
Ganz im Gegenteil: Die Marketing-Leiterin des Anbieters Taruk betont sogar, dass sich die Nachfrage nach Katalogen seit der Corona-Krise wieder erhöht hat. Viele Kunden von Schauinsland-Reisen sind über 50 Jahre alt. Doch auch die Gruppe 18- bis 25-jähriger meldet erhöhten Bedarf nach Reisekatalogen an. Ein Grund für diese Entwicklung könnte sein, dass sie die Reizüberflutung durch das World Wide Web vermeiden möchten.Der Wunsch nach „etwas Handfestem“ ist groß, um nicht schon durch das Auswählen der Reise überfordert zu sein. Zudem zeichnet sich ein steigendes Interesse junger Menschen nach Pauschalreisen ab.

Kleine Anbieter setzen auf Kataloge
Kleine Anbieter setzen auf Kataloge

Die meisten Buchungen von Pauschalreisen über Reisebüros

Etwa 80 Prozent dieser Pauschalreisen buchen Kunden nach wie vor über Reisebüros. Dennoch verzichten Reiseveranstalter zunehmend darauf, Hunderte an Katalogen zu versenden. Inzwischen können viele Unternehmen sehr gut einschätzen, wie viele Kataloge Reisebüros und ihre Kunden im Einzelnen wünschen. Daran orientiert sich die Auflage, unter anderem bei der TUI. Der Stellenwert von Katalogen ist zwar im Laufe der Zeit gesunken. Doch das bedeutet noch lange nicht, dass die Broschüren mittlerweile überflüssig sind. Dieser Trends setzt sich ebenfalls bei Mitbewerber DerTour fort, der sich zunehmend auf eine Erstellung von Ganzjahreskatalogen mit weniger statischen Daten und mehr Fotos fokussiert.

In Krisenzeiten pausieren Kataloge

Für kleinere Anbieter ist es nach wie vor eine beliebte Marketingstrategie, die Kataloge ebenfalls an die Kundschaft zu übersenden. Abhängig von der jeweiligen Nische, sind Touristikmessen für ein Überleben der Hefte sogar unumgänglich. Der Wegfall dieser Großveranstaltungen durch die Pandemie führte zwar zu einem Rückgang des Reisekatalog-Drucks.Doch die Situation wird sich nach dem Ende der Corona-Pandemie wieder ändern. Nicht zu vergessen ist schließlich, dass ein Druck von Katalogen auch mit Kosten verbunden ist. Neben der redaktionellen Erstellung müssen bis zu zwei Euro an Druckkosten pro Broschüre berechnet werden. Andere Reiseveranstalter führen Umweltschutzgründe für einen Verzicht auf Kataloge an. Dadurch möchten die Dienstleister Papierkosten sparen und Versandmengen minimieren.

Zweifelsohne wurde die Digitalisierung durch die Corona-Krise massiv vorangetrieben. Nahezu alle Reiseexperten wählten digitale Rundgänge und neue Buchungstools aus Alternative aus. Dennoch werden Reisekataloge nicht komplett vom Markt verschwinden. Denn es gibt noch einen weiteren Grund, der für die farbenfrohen Broschüren spricht. Gewiss kennt jeder Reisefreudige das Gefühl, dass sich die Vorfreude auf den Urlaub durch das Blättern im Katalog noch einmal zusätzlich erhöht.