Nach der Corona-Pandemie ist der internationale Flugverkehr weitgehend abgesichert. Möglichen Risiken drohen dennoch aufgrund des Angriffs von Russland auf die Ukraine.
Gute Bewertungen für große arabische Fluglinien
Im vergangenen Jahr boten die arabischen Fluggesellschaften Emirates und Etihad ein besonders hohes Maß an Sicherheit. Eine Risikoanalyse des in Hamburg ansässigen Flugunfallbüros Jacdec ergab, dass sich die beiden Fluggesellschaften aus den Vereinigten Arabischen Emiraten im internationalen Vergleich vor der niederländischen Airline KLM, der US-amerikanischen Fluggesellschaften JetBlue und der britischen EasyJet einreihen.
Sicherheitsverlust der russischen Airline Aeroflot
Im globalen Vergleich aller 25 Fluglinien mit der höchsten Verkehrsleistung nimmt die Lufthansa insgesamt den 14. Rang ein. Platz eins belegt die Etihad vor den Emirates. Beide Airlines besitzen nach Aussagen des Luftfahrtmagazins „Aero International“ vergleichsweise junge Flotten.
Als sicherheitsrelevant galt einerseits die durch Wirtschaftssanktionen erzeugte Versorgung mit Ersatzteilen. Als weiterer Grund für die Herabstufung gilt die illegale Genehmigung von westlichen Leasingjets auf das russische Register.
Unfallanalysen als wichtiger Anhaltspunkt
Wichtige Kennwerte des Jacdec-Risiko-Index sind Unfallanalysen der Fluggesellschaft für die letzten 30 Jahre und die geografisch-politische Umgebung der jeweiligen Airline. Zusätzlich fließen spezifische Risikofaktoren der Fluglinien in die Bewertung ein. Das Maximum ist ein Index-Wert von 100, den jedoch nicht einmal die besten Fluggesellschaften erreichen. Eine weitere wichtige Komponente sind von den Fluglinien zurückgelegte Passagierkilometer. Je mehr Kilometer jede Fluglinie ohne Unfall absolviert, als desto risikoärmer und sicherer gilt das Unternehmen dadurch im Ranking.
Europaweiter Vergleich
Europaweit erreicht die Finnair als verkehrsreicher Anbieter den höchsten Index-Wert. Daran schließen sich KLM sowie Transavia an. Lufthansa-Tochter Eurowings rangiert auf dem achten Platz, die Condor auf dem zwölften Rang.
Wie Studienleiter Jan-Arwed Richter resümierte, erreicht der zivile Luftverkehr aktuell wieder ein sehr hohes Sicherheitsniveau. Deshalb wirken sich Einzelergebnisse besonders stark auf die komplette Statistik aus.
Die schlimmsten Flugunfälle 2022
Als schwerster Unfall aus dem Jahr 2022 gilt der Flugzeugabsturz der Boeing 737-800 der China Eastern Airlines. Der Absturz ereignete sich am 21. März 2022 in der Nähe der südchinesischen Stadt Wuzhou. An Bord befanden sich 132 Menschen, die allesamt verstarben. Ursache des Unfalls ist der Suizid des Co-Piloten. Chinesische Untersuchungsbehörden gaben zwar keine genaueren Auskünfte über den Vorfall. Doch Jacdec erhielt Insiderangaben.
Flugsicherheit im Wandel der Zeit
Jacdec registrierte für das Jahr 2022 insgesamt 19 Flugunfälle mit Todesfolge, bei denen insgesamt 233 Menschen ihr Leben verloren. Demzufolge gab es 60 Tote mehr als 2021, als der Flugverkehr jedoch wesentlich stärker eingeschränkt war. Durchschnittlich wurden in den vergangenen zehn Jahren alljährlich 372 Tote registriert. Nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft BDL weisen Statistiken – bedingt durch andere Definitionen – auf zwölf Flugunglücke mit insgesamt 205 Todesopfern hin.
Statistiken geben der Aussage Recht. In den 1970er Jahren kam ein Todesopfer auf 264.000 Fluggäste. Heutzutage befindet sich unter 16 Millionen Passagieren ein Todesopfer. Demzufolge ist Fliegen heute etwa 59-mal sicherer als in den 1970ern.
Sicherheitsgefühl von Passagieren
Diese Entwicklung geht nicht spurlos an Fluggästen vorüber. Im Rahmen von Yougov-Befragungen des BDL betonten nur rund zehn Prozent aller Probanden, dass sie sich bei ihrem letzten Flug unsicher fühlten. Ganze 53 Prozent vertraten die Meinung, dass sie das Flugzeug als sicherstes Verkehrsmittel betrachten. Daran schließen sich die Bahn und das Auto an. Im internationalen Vergleich erzielte der kommerzielle Flugverkehr laut Aussagen des Airline-Verbands Iata rund 71 Prozent des Passagiervolumens, das vor Corona im Jahr 2019 registriert wurde. Für dieses Jahr erhofft sich der Verband eine Erholung auf gut 85 Prozent des bis 2019 registrierten Flug-Aufkommens.