Zu Besuch im Anne-Frank-Haus

Zu Besuch im Anne-Frank-Haus
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Nach dem Tod von Anne Frank wurde das Tagebuch, das sie während ihrer Zeit im Versteck in einem Hinterhaus in Amsterdam geschrieben hatte, weltweit berühmt. In dem Tagebuch berichtet das tapfere Mädchen vom Auf und Ab des erzwungenen Lebens in der Heimlichkeit, Schwierigkeiten beim Zusammenleben mit anderen Juden und ihrer Furcht vor einer Entdeckung durch die Nazis.
Immer wieder thematisierte Anne Frank das Schicksal verfolgter Juden während der NS-Zeit.

Eines der beliebtesten Museen des Landes

Heute ist das einstige Refugium nicht nur ein Museum, sondern eines der beliebtesten Museen der Niederlande. Täglich schauen Hunderte an interessierten Besuchern vorbei, die das ehemalige Versteck der verfolgten Familie Frank aus nächster Nähe in Augenschein nehmen möchten. Im ersten Moment wirkt das Anne-Frank-Haus jedoch so unscheinbar, dass man es fast übersehen könnte.

Das schmale Haus aus dem westlichen Jordaanviertel unmittelbar an den Grachten ist recht unscheinbar.

Doch durch die langen Menschenschlangen vor dem Haus sticht das Anne-Frank-Haus deutlich aus dem Stadtbild hervor.

Museum Anne-Frank-Haus
Eines der beliebtesten Museen des Landes | Bild: © ivoderooij #447783599 stock.adobe.com

Das tragische Schicksal der Familie Frank

Ein genauer Blick auf die Geschichte des Hauses verdeutlicht, dass dessen unscheinbares Erscheinungsbild nur wenig verwunderlich ist. Schließlich ist das Anne-Frank-Haus ein normales Wohnhaus, in dem sich die Familie Frank aus Frankfurt am Main während des Zweiten Weltkriegs versteckte.

Die jüdische Familie floh während der Kriegszeit vor den Nationalsozialisten in Richtung Niederlande, um sich für längere Zeit in Sicherheit zu wiegen.

Als die deutsche Armee die Kontrolle über die Niederlande übernahm, begann auch in diesem Ort die systematische Verfolgung der jüdischen Bevölkerung. Eine niederländische Familie gewährte Anne und ihrer Familie Zuflucht im Hinterhaus. Doch im Jahr 1944 wurde die jüdische Familie verraten Aufgeteilt in mehrere Konzentrationslager, verstarben alle Familienmitglieder außer Annes Vater Otto Frank.

Ein Leben in stetiger Angst

Während der zwei Jahre im Hinterhaus war es Anne stets untersagt, vor die Tür zu gehen. Wegen der anhaltenden Verfolgung der jüdischen Bevölkerung lebte die Familie Frank ständig in Furcht vor Entdeckung. Während dieser Zeit führte Anne Frank ihr Tagebuch fort, bis sie schließlich ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert wurde. Der weitere Verlauf ist Geschichte.

Gräueltaten des Holocaust vor Augen

Heute ist das Anne-Frank-Haus ein Ort, der über die Geschehnisse des Holocaust aufklären und zum Nachdenken anregen möchte.

Schließlich soll ein Unglück wie der Holocaust nie wieder passieren.

Das Schicksal des mit 15 Jahren verstorbenen Mädchens ist zwar nur eines von vielen. Doch mit ihrem weltbekannten Tagebuch erschuf sich Anne Frank selbst ein Denkmal.

Zwei Bereiche

Das Anne-Frank-Haus ist in zwei Abschnitte aufgeteilt. Der vordere Teil des Gebäudes beherbergt das Museum, in dem sowohl Dauer- als auch Sonderausstellungen stattfinden. Diese Ausstellungen bieten Einblicke in die Geschichte des Holocaust und den bedauerlichen Aufstieg des Nationalsozialismus. Besucher erhalten außerdem ausführliche Informationen über Anne Frank und ihr berühmtes Tagebuch.
Der andere Bereich des Museums ist das Hinterhaus, in dem während des Zweiten Weltkriegs insgesamt acht Menschen jüdischen Glaubens Zuflucht suchten. Als Mahnmal wurden die Räumlichkeiten weitgehend in ihrem historischen Zustand erhalten. Im Hinterhaus gibt es noch heute persönliche Erinnerungsstücke an diese tragische Zeit, die von Angst und Furcht geprägt war. Zum Beispiel sind die originalen Tapeten und eine Fotosammlung berühmter Filmstars aus dieser Zeit erhalten geblieben. Auf der Tapete kann man sogar die Markierungen sehen, mit denen Vater Otto Frank das Wachstum seiner beiden Töchter verfolgte.

Das Anne-Frank-Haus ist in zwei Abschnitte aufgeteilt
Das Anne-Frank-Haus ist in zwei Abschnitte aufgeteilt | Bild: © dennisvdwater #92423592 stock.adobe.com

Einst dem Verfall geweiht

Nach dem Zweiten Weltkrieg stand das Haus tatsächlich vor dem Abriss, da es dem Verfall preisgegeben schien. Glücklicherweise konnte dank einer Stiftungsinitiative der Abriss verhindert werden. Die Bemühungen der Stiftung haben sich als äußerst erfolgreich erwiesen.

Heute zählt das Anne-Frank-Haus zu den drei meistbesuchten Museen in der niederländischen Hauptstadt.

Es erfüllt einen wichtigen Bildungsauftrag, indem es den Besuchern auf eindrucksvolle Weise die Gefahren von Rassismus, Antisemitismus und Nationalsozialismus verdeutlicht.

Anreise und Öffnungszeiten

Vom Hauptbahnhof aus erreichen Besucher das Museum, indem sie in Richtung Westen durch das Jordaanviertel schlendern. Zahlreiche Grachtenrundfahrten beginnen und enden übrigens direkt an dem Museum. Vor Ort können Besucher deshalb diverse Haltepunkte der Schiffe nutzen. Tickets für das Anne-Frank-Haus müssen Besucher bereits einige Wochen vor dem geplanten Besuch online bestellen.
Das Museum öffnet um 9 oder 10 Uhr morgens. Täglich schließt die Ausstellung um 22 Uhr. Neben dem Museum befindet sich im Anne-Frank-Haus ebenfalls ein Café und Museumsshop. Die Angebotsvielfalt im Museumsshop reicht von Fotobänden über Postkarten bis hin zum Tagebuch von Anne Frank in zahlreichen unterschiedlichen Sprachen.