Gewinner und Verlierer der Corona-Pandemie

Gewinner und Verlierer der Corona-Pandemie
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Reiseziele aus dem In- und Ausland wurden durch die Corona-Pandemie auf unterschiedliche Weise beeinflusst. Während einige Länder einen deutlichen Zuwachs erlebten, müssen andere Staaten massive Einbußen in Kauf nehmen. Eine aktuelle Analyse der Tourismusbranche hält deshalb einige Überraschungen bereit.

Massive Rückgänge im Tourismusbereich

Durch die Corona-Pandemie musste die erfolgsverwöhnte Reisebranche massive Rückgänge in Kauf nehmen.
Eine Untersuchung der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen FUR ergab bereits im Jahr 2021, dass sich der Anteil an Urlaubsreisen um 30 Prozent sowie an Urlaubsausgaben um 40 Prozent verringert hatte. Der Anteil an Kurztrips ging sogar um 60 Prozent zurück.

Die Entwicklung wirkte sich jedoch nicht auf alle touristischen Bereiche in gleicher Weise aus. Besonders große Rückgänge um ungefähr 60 Prozent bezogen sich auf Flug-Urlaubsreisen. Nahegelegene Reiseziele konnten hingegen deutliche Zuwächse auf ihrem Konto verbuchen.
Massive Rückgänge im Tourismusbereich
Massive Rückgänge im Tourismusbereich | Bild: © imacoconut #86900804 stock.adobe.com

Die größten Gewinner der Corona-Pandemie

Der erste Gewinner: Deutschland

Die Zahlen sprechen für sich. Vor der Pandemie verbrachten nur 26 Prozent aller Reisenden ihren Urlaub im Inland. Dieser Anteil erhöhte sich 2020 auf 45 Prozent. Dieser Anteil verringerte sich 2021 wieder um acht Prozent, war jedoch noch immer deutlich höher als vor Corona. Die größten Gewinner waren übrigens nicht die Nord- und Ostsee. Vielmehr verzeichnete Bayern ein Plus von 18 Prozent und Baden-Württemberg sogar von 36 Prozent. Diese Entwicklung begründeten Forscher damit, dass Destinationen wie der Bayerische Wald und die Schwäbische Alb schlichtweg mehr Platz bieten.
Unter den Küstenregionen ist Schleswig-Holstein der größer Gewinner. Eines der beliebtesten Reiseziele an der Ostsee ist der Ostseefjord „Schlei“. In dieser Region verwies der Tourismus-Chef darauf, die „erfolgreichste Saison aller Zeiten“ verbucht zu haben.

Der zweite Gewinner: Kroatien

Kroatien war das einzige Urlaubsziel aus dem Ausland, das im Jahr 2021 ein deutliches Plus an Urlaubern aus Deutschland vermerkte. Dieser Zuwachs fiel deutlich aus – mit einem Anteil von 26 Prozent. Der kroatische Deutschlandchef Romeo Draghicchio zeigte sich positiv und vermeldete fast 14 Millionen Urlauber.

Damit stieg der Anteil im Vergleich zum Vorjahr auf starke 77 Prozent. Allein aus Deutschland reisten 2021 etwa 2,9 Millionen Urlauber an. Die meisten Urlauber verbrachten ihre Auszeit in Istrien, insgesamt mehr als ein Viertel. Die meisten Reisenden entschieden sich in Kroatien für Camping. Generell erfreut sich Camping seit Beginn der Corona-Pandemie zunehmender Beliebtheit. Nach Aussagen von Tourismusforschern sind 2021 rund 15 Prozent aller Urlauber mit einem Wohnmobil und zwölf Prozent mit einem Caravan verreist.

Kroatien war das einzige Urlaubsziel aus dem Ausland, das im Jahr 2021 ein deutliches Plus an Urlaubern aus Deutschland vermerkte
Kroatien war das einzige Urlaubsziel aus dem Ausland, das im Jahr 2021 ein deutliches Plus an Urlaubern aus Deutschland vermerkte | Bild: © daliu #317071090 stock.adobe.com

Der dritte Gewinner: Die Malediven

Generell vermeldeten Fernreiseziele keine nennenswerten Zusätze gegenüber der Vor-Corona-Zeit durch Urlauber aus Deutschland. Dennoch haben drei Fernreiseziele gegenüber anderen Destinationen die Nase vorn. Neben der Dominikanischen Republik bot Mexiko zum Teil sogar die Möglichkeit, ohne Corona-Test einzureisen. Zudem profitierten die Malediven von den Folgen der Corona-Pandemie. Im Jahr 2021 entschieden sich ungefähr 65.000 Deutsche für das Strand- und Schnorchelparadies.

Bereits im Jahr 2020 öffnete die Urlaubsregion als eine der ersten überhaupt wieder für Weltenbummler.

Mit einer Einreise verbundene Hürden waren bis Juli 2021 sogar niedriger als für einen Urlaub in Spanien. Ein großer Vorteil des Inselstaats aus dem Indischen Ozean besteht darin, dass das Land in Hunderte kleiner Inseln aufgeteilt ist. Diese Unterteilung erweist sich als besonders pandemiefreundlich. Deshalb bediente die TUI umgehend Flüge in das Inselparadies.

Die größten Verliere der Corona-Pandemie

Der erste Verlierer: Südtirol

Normalerweise ist Südtirol dafür bekannt, inneritalienische Vergleiche zu seinen Gunsten zu entscheiden. Doch in der Corona-Pandemie hatte die Alpenprovinz das Nachsehen. Im Jahr 2021 vermeldete die autonome Provinz nicht nur die höchste Corona-Inzidenz.
Hinzu kamen sehr viele Impfverweigerer. Aus dem Grund waren Corona-Maßnahmen in Südtirol für längere Zeit auch besonders streng – darunter eine Maskenpflicht im Freien. Erschwerend kommt hinzu, dass in Südtirol ein Großteil des Urlaubsgeschäfts auf den Winter fällt. Diese Urlaubssaison fiel 2021 allerdings komplett aus.

Normalerweise ist Südtirol dafür bekannt, inneritalienische Vergleiche zu seinen Gunsten zu entscheiden
Normalerweise ist Südtirol dafür bekannt, inneritalienische Vergleiche zu seinen Gunsten zu entscheiden | Bild: © daliu #317071090 stock.adobe.com

Der zweite Verlierer: Türkei

Die normalerweise so beliebte türkische Riviera musste 2021 ebenfalls hohe Einbußen in Kauf nehmen. Ein wichtiger Grund für diese Entwicklung ist, dass sich die türkische Lira derzeit auf einer drastischen Talfahrt befindet. Dadurch entfällt der Preisvorteil, von dem Reisende in der Türkei vor allem beim All Inclusive-Urlaub profitieren.

Das klassische türkische Urlaubsprodukt besteht aus großen Hotels und attraktiven All Inclusive-Angeboten.

Doch in Zeiten erhöhter Infektionsgefahr sind überfüllte Buffets eher weniger gefragt. Viele türkische Hoteliers monieren, dass die Türkei im Gegensatz zu den meisten anderen Mittelmeerstaaten nicht der EU angehört. Aus dem Grund stufte Deutschland die Türkei nahezu durchgehend als Risikogebiet ein. Diese Einschränkungen hätten wiederum zur Folge, dass Familien mit Kindern als eigentliche Hauptzielgruppe nicht mehr in die Türkei verreisten. Schließlich konnten Kinder für lange Zeit nicht geimpft werden.
Doch im Gegenzug mussten Ungeimpfte eine Quarantäne-Zeit von 14 Tagen in Kauf nehmen. Die günstigen Preise als ausschlaggebendes Argument für einen Urlaub in der Türkei fielen 2021 auch eher weniger ins Gewicht. Nach einem urlaubslosen Jahr 2020 spielten die Finanzen für viele Reisende im Folgejahr nur eine untergeordnete Rolle.

Der dritte Verlierer: China

Im Jahr 2021 galten Fernreisen durchgehend als Verlierer unter den Reisezielen. Besonders drastisch waren die Buchungsrückgänge jedoch für Urlaubsländer, die Weltenbummler vor allem auf Gruppenreisen besuchen und die mit stundenlangen Busfahrten einhergehen. Einige Länder wie die USA mussten dennoch nur wenige Einbußen in Kauf nehmen, da sie von einem besonders großen Inlandsmarkt profitierten.
Andere Staaten wie Australien wirkten Inlandsreisen sogar entgegen, indem sie Grenzen zwischen einzelnen Bundesstaaten einfach abriegelten. Einen besonders harten Reiserückgang vermeldete China. Das Land der aufgehenden Sonne praktiziert eine sehr harte Null-Covid-Strategie, durch welche komplette Großräume in den Lockdown geschickt werden. Nach außen riegelt sich das Reich der Mitte ebenfalls komplett ab.

Strikte Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie

Diese Maßnahmen haben zur Folge, dass sogar Geschäftsreisende nur durch dringliche Einladung von chinesischen Unternehmen einreisen dürfen. Zudem sind Reisende ausnahmslos gezwungen, eine zweiwöchige Quarantäne einzuhalten. Weil die kürzlich in Peking ausgetragenen Olympischen Winterspiele ohne Publikum stattfanden, verpasste das Land eine weitere touristische Werbechance. Zudem waren die in die Öffentlichkeit gedrungenen Pandemie-Maßnahmen während der Olympischen Spiele auch nicht unbedingt ein Aushängeschild für die Tourismusbranche.